Zughilfen: Vorteile, Nachteile und Tipps zur sinnvollen Anwendung

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Was bringt's wirklich?

Kaum ein Thema spaltet die Fitnesswelt so deutlich in zwei Lager: „Super Sache“ auf der einen Seite, „totaler Schwachsinn“ auf der anderen – die Rede ist von Zughilfen. Welche Vor- und Nachteile das Equipment hat, wann und wie ihr es sinnvoll anwendet und wer besser die Finger davon lässt, erfahrt ihr hier!

Was sind Zughilfen überhaupt & was sollen sie bringen?

Gerade beim Rückentraining kennt ihr das Gefühl bestimmt alle: Bei den letzten Wiederholungen oder generell gegen Ende eures Workouts drohen euch eure Hanteln aus der Hand zu rutschen, vielleicht müsst ihr den Satz sogar frühzeitig abbrechen, weil ihr das Gewicht einfach nicht mehr vernünftig halten könnt. Nervig, wenn eure Hände und Unterarme zwar schmerzen und weitere Wiederholungen verhindern, der Muskeln, den ihr aber eigentlich trainieren wollt, noch Power hätte. Wir reden hier von dem sogenannten limitierenden Faktor. Ihr müsst euch euren Körper und eure Muskulatur als zusammenhängende Kette vorstellen, jeder Muskel ist ein Glied. Und wie heißt es so schön: Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wenn also eurer Zielmuskel beispielsweise der Rücken ist, ihr beim Kreuzheben aber aufhören müsst, weil eure Unterarme brennen und eure Hände die Hantelstange nicht mehr greifen können, nicht aber, weil euer Rücken am Ende ist, wird eure Unterarmmuskulatur zu eben diesem limitierenden Faktor. Natürlich kann auch eine schwitzige Hand das Zupacken erschweren. Aber die Fitnesswelt wäre nicht die Fitnesswelt, wenn sie dagegen nicht längst Mittelchen und Wege gefunden hätte. Einige Kraftsportler behelfen sich mit Lappen oder Handtüchern, die sie um die Hantelstange wickeln. Das mag zwar gegen Schweiß wirken, verstärkt durch den dickeren Umfang aber die Belastung auf Hände und Unterarme – der limitierende Faktor Griffkraft wird also noch verstärkt. Deswegen hat die Fitnessindustrie vor einigen Jahren die sogenannten Zughilfen entwickelt: Bänder oder Handgelenksbandagen mit integrierten Haken, mit deren Hilfe die Unterarmmuskulatur sowie die Hände entlastet werden.

Vorteile von Zughilfen: Maximaler Trainingsreiz

Ihr ahnt es schon, Zughilfen haben den Vorteil, dass ihr – trotz bereits erschöpfter Unterarme und Hände – so lange hundert Prozent geben könnt, bis euer Zielmuskel wirklich ausgepowert ist. Mit Zughilfen könnt ihr nicht nur länger durchhalten, sondern auch viel höhere Gewichte stemmen, ziehen oder bewegen. Ein ideales Hilfsmittel für maximalen Muskelaufbau also.
Auch wenn ihr das Gefühl habt, im Training seit Wochen auf der Stelle zu treten, können Zughilfen euch helfen, euer Trainingsplateau zu überwinden und neue Reize zu setzen – denn hier entscheiden manchmal nur wenige Kilos (oder Wiederholungen!) über Sieg und Niederlage. Befürworter des Trainingstools betonen häufig, dass Zughilfen es ermöglichen, sich voll und ganz auf eine saubere Übungsausführung zu konzentrieren, anstatt auf das Umklammern der Hantelstange.

Nachteile von Zughilfen: Erhöhtes Verletzungsrisiko

Jede Medaille hat zwei Seiten – gilt natürlich auch für Zughilfen! Ihr größter Vorteil ist nämlich zugleich ihr Manko: Indem sie die Unterarme und Hände entlasten, stehen sie einer weiteren Entwicklung dieser natürlich zugleich im Weg. Wie wollt ihr euch hier verbessern, wenn ihr die Belastung möglichst gering haltet?! Viel häufiger hört ihr von Gegnern der Zughilfen aber, sie würden die körpereigene Schutzfunktion ausklammern. Wie ich euch oben schon erklärt habe, arbeitet der Körper zusammenhängend. In diesem Fall würden also eure Unterarme und eure Griffkraft bestimmen, wie viel Gewicht ihr im Training draufpacken könnt, ohne eine Überlastung zu riskieren. Verwendet ihr nun aber Zughilfen, umgeht ihr diese Eigenschaft und somit eine Schutzfunktion eures Körpers, mit der er euch vor Verletzungen bewahren möchte. Denn klar, mehr Gewicht bedeutet auch immer ein höheres Verletzungsrisiko. Das habt ihr leider aber auch, wenn eure Griffkraft nicht mehr genügt und euch die Hantelstange wirklich mal vollbeladen runterknallt …
Gegner der Zughilfen predigen immer, wenn die Stange aus der Hand zu rutschen droht, müsse man eben die Griffkraft trainieren. Für alle, die am Ende des Artikels ebenfalls zu diesem Resultat kommen, habe ich unten noch ein paar effektive Übungen zur Stärkung der Unterarme und Griffkraft aufgelistet.

Wann und für wen sind Zughilfen sinnvoll?

Für Bodybuilder oder Sportler, die rein aus ästhetischen Gründen trainieren, sind Zughilfen eine top Erfindung, da sie durch ihren Einsatz mehr Gewicht bewältigen können, der Reiz auf den Zielmuskel höher ist und so das Maximum an Muskelaufbau herausgeholt wird. Sportler, die aus gesundheitlichen Gründen oder für mehr Leistung in anderen Sportarten ins Gym gehen, sollten auf Zughilfen eher verzichten. Allerdings können Zughilfen gerade gegen Ende eures Trainings trotzdem hin und wieder helfen, an euer Limit zu gehen. Für Anfänger sind Zughilfen dagegen generell tabu, denn sie sollten erst einmal eine Basis an Kraft aufbauen, ihre Muskeln, Bänder und Sehnen an die Belastung des Krafttrainings gewöhnen und den korrekten Bewegungsablauf verinnerlichen. Falscher Ehrgeiz durch vorzeitiges Beladen der Hantel mit reichlich Gewicht führt zu nichts und geht eher nach hinten los!

Fazit Zughilfen

Ihr seht, das Lager ist gespalten, wenn es um die Verwendung von Zughilfen im Training geht. Kein Wunder, sowohl die Vor- als auch Nachteile sind durchaus berechtigt. Im Endeffekt muss jeder selber entscheiden, ob er Zughilfen einsetzen möchte oder nicht. Ich persönlich rate euch, das Hilfsmittel ruhig mal in eurer Workout einzubauen, um ordentlich Gewicht draufzupacken – allerdings nicht bei jedem Satz und jeder Wiederholung, sondern nur gegen Ende eures Trainings, wenn eure Griffkraft wirklich nicht mehr ausreicht. Ganz wichtig aber: Technik hat immer Priorität! Benutzt also bitte bitte keine Zughilfen, nur um dickere Gewichte zu stemmen, wenn darunter die Ausführung leidet!

Übrigens: Einen erfrischenden Tipp für eure Zughilfen findet ihr in den Gym-Hacks.

Effektive Übungen für eine bessere Griffkraft

Egal, ob ihr der Meinung seid, Zughilfen sind nicht das richtige für euch oder ob ihr generell einfach nicht mehr so schnell an euren limitierenden Faktor beim Rudern, Kreuzheben und Co. stoßen wollt: Die folgenden Übungen für eine bessere Griffkraft und starke Unterarme haben noch niemandem geschadet – baut sie also ruhig mal in euer Training ein!

1. Farmer’s Walk

Für den Farmer’s Walk benötigt ihr zwei Kurzhanteln, eine spezielle Farmer’s Walk oder Hexagon-Hantelstange („Trap-Bar“) oder aber zwei Kettlebells.
In der Ausgangsposition steht ihr aufrecht mit einer Hantel in jeder Hand und spannt den gesamten Körper an. Dann geht ihr in kleinen Schritten kontrolliert (!) ca. 20 Meter, wobei ihr immer aufrecht und euer Körper unter Spannung bleibt. Achtet darauf, dass die Hände die Hantelstangen von Anfang bis Ende der Übung fest umschließen und die Gewichte nicht in Richtung euer Fingerspitzen rutschen. Sollte das der Fall sein, müsst ihr mit weniger Kilos starten.
Netter Nebeneffekt: Der Farmer’s Walk trainiert nicht nur eure Griffkraft, sondern euren kompletten Körper, ganz besonders Rücken, Schultern und Beine!
Hier im Video seht ihr die korrekte Ausführung:

2. Training mit dem Gripper

Die wohl bekannteste Übung zur Stärkung von Unterarmen und Griffkraft ist das Training mit dem sogenannten Gripper. Eigentlich ganz easy: Ihr drückt die beiden Griffe einfach gleichmäßig immer wieder gegen den Widerstand zusammen. Achtet darauf, dass ihr mit jeder Seite gleich viele Wiederholungen macht. Hier im Video seht ihr außerdem Variationsmöglichkeiten der Übungen:

3. Statisches, einarmiges Hängen

Diese Übung sieht definitv leichter aus, als sie ist! In der Ausgangsposition hängt ihr euch mit beiden (gestreckten) Armen an eine Klimmzugstange, dann lasst ihr die stärkere Hand los (bei Rechtshändern meist rechts und umgekehrt) und haltet euch so lange an einem Arm, wie ihr schafft. Dann wiederholt ihr die Übung mit der anderen Seite. Hier im Video hängt der Athlet sich direkt mit einem Arm an die Stange – könnt ihr natürlich auch machen, ist dann aber noch mal härter!

Wie sind eure Erfahrungen mit Zughilfen? Berichtet mir gerne davon!

Euer Prinz

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