Kokosöl: Gesunde Allzweckwaffe oder pures Gift?!

Kokos%C3%B6l_Kokosnuss_shutterstock_216984226-1500x710.jpg

Das steckt wirklich hinter dem Hype

Es galt lange Zeit als DAS Wundermittel schlechthin: Kokosöl. Egal, ob Abnehmen, Leistung steigern, fitter und gesünder werden, optimale Blutwerte oder einfach „nur“ schönere Haut und Haare – es gibt scheinbar nichts, was das Superfood nicht können sollte. Bis vor wenigen Wochen eine Ernährungsexpertin vor dem „reinen Gift“ Kokosöl warnte und damit eine knallharte Diskussion ins Rollen brachte. Mittlerweile hat sich die Debatte zwar wieder etwas beruhigt, ihr steht aber erst recht ahnungslos da – was denn nun, ist Kokosöl jetzt gesund oder solltet ihr lieber einen großen Bogen darum machen?! Das erfahrt ihr hier!

Was ist Kokosöl eigentlich?

Kokosöl ist ein weißes Pflanzenfett, das bei Raumtemperatur fest ist und erst ab etwa 22 bis 25 Grad Celsius schmilzt, es wird daher häufig auch als Kokosfett bezeichnet. Wie der Name schon sagt wird das Öl aus Kokosnüssen gewonnen. Genauer gesagt aus dem Fruchtfleisch, der sogenannten Kopra. Dieses wird zerkleinert und getrocknet, um den Wassergehalt auf etwa 5% zu minimieren und den Fettgehalt auf 60 – 70 % zu maximieren. Nach dem Trocknen wird das nun wasserarme und fettreiche Fruchtfleisch ausgepresst und übrig bleibt das Kokosfett, das ihr aus der Küche kennt.
Genau wie andere Fette hat Kokosöl es in sich: Mit ca. 900 Kalorien und – je nach Produkt – 95 – 100 Gramm Fett pro 100 Gramm Produkt ist das Superfood alles andere als ein Leichtgewicht.
Trotzdem boomt es seit einigen Jahren weltweit. Nicht nur, dass es diverse Wunderwirkungen auf eure Power und Gesundheit haben soll, es hat auch ein paar richtig fette Eigenschaften, die es für die Industrie extrem interessant machen: Gut bekömmlich und leicht verdaulich, sehr hitzestabil und damit besonders hoch erhitzbar (beugt der Bildung von ungesunden Transfetten vor) und ziemlich lagerstabil. Weltweit deckt Kokosöl ungefähr 8 % des Bedarfs an Pflanzenölen ab, Tendenz steigend.

Was viele nicht wissen: Kokosöl ist alles andere als eine neue Food-Entdeckung und landet schon seit Jahrzehnten in euren Einkaufskörben. Seit 1894 gibt’s das Zeug auf dem deutschen Lebensmittelmarkt unter dem Namen Palmin. Der Unterschied zum herkömmlichen Kokosöl: Palmin hat schon einen ziemlichen Verarbeitungsmarathon hinter sich und enthält kaum noch Nährstoffe. Stattdessen aber nachweislich gesundheitsschädliche Transfette. Uncool – also lieber Finger weg!

Trotz reichlich Fett: Abnehmen mit Kokosöl

Kalorien hin oder her, immer wieder hört ihr davon, dass Kokosöl euch zum Beachbody verhilft?! Tatsächlich verspricht gerade die momentan boomende ketogene Ernährung, dass ihr euch bedenkenlos den einen oder anderen Esslöffel in euer morgendliches Bulletproof Coffee Rezept hauen könnt und trotzdem wie von Zauberhand Fett abbaut. Anhänger führen diesen Effekt auf sogenannte MCTs, mittelkettige Fettsäuren, zurück: Sie werden von eurem Körper anders verstoffwechselt, nämlich unter der Bildung von Ketonkörpern. Die wiederum können optimal über euer Blut transportiert werden und dienen euch als Glucosealternative zur Energiegewinnung anstatt als Fettdepot auf euren Hüften zu landen.

Win-Win-Situation: Ketonkörper sollen euch rund 25 % mehr Energie liefern als Glukose – sie schicken eurem Hirn Sättigungssignale und gleichzeitig braucht ihr weniger schnell Nachschub. Top!

Superfood in Küche und Bad: Was Kokosöl sonst noch verspricht

Neben seiner gewichtsregulierenden Wirkung werden Kokosöl aber noch allerhand andere Wunder nachgesagt: So soll es zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen, die Blutwerte verbessern (insbesondere eure Cholesterinwerte), Alzheimer mindern, eure sportliche und geistige Leistungsfähigkeit auf ein ganz neues Level pushen, Neurodermitis und Akne lindern, Zecken abhalten, die Haare zum Glänzen bringen, euer Risiko für Diabetes senken und gegen Viren, Bakterien und Pilze wirken. Absolutes Allround-Talent in Küche und Bad also.
Wenn ihr dann noch nicht mal Angst um eure Figur haben müsst, kann Kokosöl ja täglich auf eurem Teller landen, richtig?!

Das Problem mit Kokosfett

Leider nein – zumindest, wenn man der Präventionsmedizinerin Prof. Dr. Dr. Karin Michels glaubt. In einem Vortrag zum Thema Ernährungsirrtümer an der Uni Freiburg bezeichnete sie das ach so tolle Kokosöl nämlich als „reines Gift“ und als „eines der schlimmsten Nahrungsmittel, die Sie überhaupt zu sich nehmen können“ – und löste damit eine ziemlich krasse Debatte aus, von der ihr sicher einiges mitbekommen habt. Grund für ihre radikale Aussage: Kokosfett enthält mit rund 90 % fast ausschließlich gesättigte Fettsäuren – und das sind genau die, die euer Cholesterin erhöhen, eure Herzgefäße verstopfen und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt führen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt der ehemaligen Harvard-Professorin Recht und empfiehlt, weniger als 10 % der täglichen Energiezufuhr über gesättigte Fettsäuren zu decken. Die gesunden Effekte von Fett gelten nämlich nur für ungesättigte Fettsäuren – und davon sind wirklich nicht viele im Kokosöl enthalten: Ca. 5 – 8 % Ölsäure, 1 % Linolsäure und weniger als 1 % Linolensäure – quasi vernachlässigbar.

Wichtig: Michels bezieht sich mit ihrer Aussage nur auf die gesundheitlichen Nachteile durch den Verzehr von Kokosöl und nicht auf irgendwelche kosmetischen Verwendungen.

Ist Kokosöl gesund? – Das sagen Studien

Mittlerweile hat die Professorin ihre krasse Aussage zurückgenommen – sie habe nicht damit gerechnet, solche Wellen zu schlagen. Das macht die Sache für euch aber nicht besser: Ist Kokosöl jetzt ein Gesundheitsbooster oder -killer – oder vielleicht irgendwas dazwischen?! Fakt ist: Das Image von Kokosöl gilt allgemein als sehr gut und gesund, während Palmin seit Jahren einen bitteren Beigeschmack hat – dabei handelt es sich letztlich um ein- und dasselbe Ausgangsprodukt, nur eben in zwei verschiedenen Verarbeitungsstufen. Bleibt also nur ein Blick auf die Studien – und die sprechen nicht unbedingt für Kokosöl. Im Gegenteil: Es gibt nicht eine einzige Studie, die die fettverbrennenden, leistungssteigernden oder sonstigen Effekte von Kokosöl belegt.
Das liegt daran, dass den Effekten von Kokosöl Studien zugrunde gelegt werden, die sich auf die positiven Auswirkungen von MCTs beziehen. Diese Studienergebnisse könnt ihr aber nicht auf Kokosöl übertragen, denn sie wurden mit reinen MCTs durchgeführt. Kokosöl enthält aber gerade einmal um die 14 % MCTs – dafür aber über 50 % Laurinsäure. Und die wird ähnlich verstoffwechselt wie langkettige Fettsäuren. Fälschlicherweise wird Laurinsäure aber häufig zu den MCTs gezählt. Um die gleichen Effekte wie mit MCTs zu erzielen, müsstet ihr 10 Teelöffel Kokosöl essen – nicht unbedingt die beste Idee. Aber das erklärt die Bildung vieler Mythen rund um das Kokosöl, unter anderem auch die des Abnehmens. Wenn das Zeug dann noch irgendwelche selbsternannten Ernährungspros hypen und sämtliche Medien und Supermärkte auf den Boom aufspringen, wird das Ganze schnell zum Selbstläufer – und schon landet Kokosöl in jeder Pfanne. Genau davor wollte Michels warnen – nicht mehr und nicht weniger.

Bevor ihr eure Gläser jetzt aber in den Müll kippt, gibt’s eine gute Nachricht: Von moderaten Mengen Kokosöl sterbt ihr nicht. Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift. Und neben gesättigten Fettsäuren enthält Kokosöl ja auch ein paar wirklich gesunde Inhaltsstoffe – zum Beispiel Vitamin E, Phosphor, sekundäre Pflanzenstoffe sowie geringe Mengen Kalzium, Eisen, Kupfer und Kalium. Und wie gesagt – bis zu 10 % gesättigte Fettsäuren täglich sieht auch die DGE als okay an. Easy!

Kokosöl kaufen: Das solltet ihr beachten

Wenn ihr auf den exotischen Geschmack von Kokosöl nicht verzichten wollt – zu Recht, wie ich finde! – gönnt’s euch – in Maßen. Und beachtet bitte unbedingt folgende Tipps beim Kauf – denn die richtige Qualität ist beim Kokosöl das A und O:

  • Nur ungehärtete Produkte kaufen: Kauft auf keinen Fall irgendwelche Öle, die industriell gehärtet wurden – hierbei entstehen Transfette, die alles andere als gesund für euch sind
  • Achtet auf die Aufschrift „kaltgepresst“ und „naturbelassen“ – viele hitzeempfindliche Vitamine gehen euch sonst flöten.
  • Desodoriertes Kokosfett: Wenn ihr das irgendwo seht, handelt es sich um eine Variante, die mit Wasserdampf behandelt wurde. Sie hat nichts mehr von dem typischen Kokosgeschmack oder -geruch und durch die Verarbeitung auch bereits einige Gesundheitsbooster verloren.
  • Bio-Produkte: Betrifft zwar nicht eure Gesundheit, aber wenn euch eure Umwelt am Herzen liegt, solltet ihr zum Bio-Lebensmittel greifen, denn für den Anbau von Kokosnüssen müssen Regenwälder weichen – und dass Kokosöl nicht regional ist, sondern lange Transportwege hinter sich hat, muss ich euch nicht sagen.

Fazit: So (un)gesund ist Kokosöl

Halten wir einmal fest: Was die Wunderversprechen wie Abnehmen, Leistungssteigerung und ähnliches angeht, floppt Kokosöl leider ganz schön – jedenfalls wenn man von der aktuellen Studienlage ausgeht. Für Haut und Haare mag das Zeug ja wirken, aber euer Fett bekommt ihr damit leider nicht weg. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass Kokosöl böse ist und euch auf direktem Weg unter die Erde oder zumindest ins nächste Krankenhaus befördert. Die Dosis macht das Gift! Wenn ihr es also nicht übertreibt, könnt ihr eure Gerichte weiterhin mit dem exotischen Kokosgeschmack pimpen – ich mach’s auch!
Und die aktuelle Diskussion um die Gesundheit von Kokosöl hat mal wieder gezeigt: Gerade was die Ernährung angeht, ändert sich die allgemeine Bewertung quasi täglich. Wer weiß, vielleicht ist Kokosöl in ein paar Jahren ja doch nachweislich der absolute Shit für euch und euren Body?! Bis dahin: Genießt das Zeug in Maßen, nicht in Massen, und glaubt nicht jede zugespitzte Aussage!

Wie steht ihr zu Kokosöl? Streicht ihr’s komplett aus eurem Ernährungsplan, esst ihr es weiter oder hattet ihr es nie drin? Ich bin gespannt!

Euer Prinz

Für alle, die weiterhin zum Kokosöl greifen wollen, habe ich hier ein paar mega leckere Fitness-Rezepte:

Cookie Einstellungen

Essentielle Cookies
Google Tag Manager*
Statistik Cookies

*Unsere Marketing und Statistik Cookies sind von dem Google Tag Manager abhängig